Teilbereich "Kognitive Lernstrategien" des LIST

(aus Wild & Klein-Allermann, 1995; Bonn: Raabe-Verlag)

Mit kognitiven Lernstrategien werden solche Lernaktivitäten bezeichnet, die der unmittelbaren Informationsaufnahme, verarbeitung und speicherung dienen. Welche konkreten Lernaktivitäten werden von Studierenden genutzt, um sich die neuen Informationen einzuprägen? Welche Lernaktivitäten werden genutzt, um zu einem tieferen Verständnis des Gelernten zu kommen? Hier lassen sich die vier Bereiche "Organisieren", "Elaborieren", "Kritisches Prüfen" und "Einprägen durch Wiederholen" unterscheiden.

Organisationsstrategien

Unter die Kategorie "Organisationsstrategien" fallen alle Lernaktivitäten, die geeignet sind, die vorliegende Information in eine leichter zu verarbeitende Form zu transformieren. Typische Formen der Stofforganisation sind

Elaborationsstrategien

Mit dem Begriff der Elaborationsstrategien werden solche Lerntätigkeiten bezeichnet, die dazu geeignet sind, das neu aufgenommene Wissen in die bestehende Wissensstruktur zu integrieren. Elaborationsstrategien umfassen u. a.

Kritisches Prüfen

Eng verwandt mit den oben aufgeführten Elaborationsstrategien sind solche Studientätigkeiten, die das Verständnis für den Stoff durch eine kritisches Prüfen von Aussagen und Begründungszusammenhängen vertiefen. Dies geschieht etwa durch

Wiederholungsstrategien

Als Wiederholungstrategien werden solche Lerntätigkeiten bezeichnet, bei denen die Studierenden versuchen, durch das einfache Wiederholen einzelner Fakten eine feste Verankerung im Langzeitgedächtnis zu erreichen. Memorierungstätigkeiten beziehen sich nicht nur auf das Einprägen isolierter Fakten, sondern können - je nach Fachgebiet - auch das Einprägen von Zusammenhängen und Regeln zum Gegenstand haben. Zu den Wiederholungsstrategien gehört beispielsweise

Vergleich und Einordnung

Während Elaborationstrategien und das kritische Prüfen von neuen Inhalten zu den tiefenorientierten Lernstrategien gezählt werden, handelt es sich bei Wiederholungsstrategien um oberflächenorientierte Lernstrategien, da hier kein tieferes Verständnis angestrebt oder realisiert wird. Wiederholungsstrategien sind vornehmlich in Lernsituationen funktional, die von Prüfungsvorbereitungen gekennzeichnet sind und bei denen die Studierenden kein besonderes inhaltliches Interesse für die zu lernenden Wissensbestände aufbringen.

Organisationsstrategien weisen eine Mittelstellung zwischen Elaborations- bzw. prüfenden Strategien und Wiederholungsstrategien auf: Sie können einerseits dazu dienen, unübersichtliche Strukturen durch Aufgliederung in wichtige Teilkomponenten besser zu verstehen; sie können aber auch dazu dienen, "verdaubare Häppchen" für das spätere Auswendiglernen vor konkreten Prüfungen vorzubereiten.

Für alle kognitiven Lernstrategien gilt, daß sie sich im konkreten Lernprozeß nicht gegenseitig ausschließen, sondern je nach individuellem Lernverhalten und je nach den speziellen Anforderungen des Fachs in unterschiedlichem Ausmaß miteinander kombiniert werden.


Quelle: http://www.RZ.UniBw-Muenchen.de/~s11bwild/list/kog.htm
©opyright Werner Stangl, Linz 1997.
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