Handlungsorientierter Unterricht

Handlungsorientierter Unterricht ist ein Unterrichtskonzept, keine Unterrichtsmethode an sich. Dieses Unterrichtskonzept beinhaltet in der Regel immer diverse Methoden, die je nach Situation sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden müssen.

Eine allgemein gefasste Definition von Handlungsorientiertem Unterricht gibt Hilbert Meyer:

Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer/der Lehrerin und den SchülerInnen vereinbarten Handlungsprodukte die Gestaltung des Unterrichtsprozesses leiten, so dass Kopf- und Handarbeit der SchülerInnen in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können.
(nach: Jank/Meyer. Didaktische Modelle. Frankfurt/Main, 1991. S. 354)

Prämisse des Handlungsorientierten Unterrichts ist ein bestimmtes Menschenbild (vgl. Jank/Meyer 1994, S. 355), nach dem der Mensch selbstbestimmt und von Natur aus neugierig bzw. wissbegierig ist. Lernprozesse laufen in dieser Modellvorstellung prinzipiell immer ganzheitlich, d.h. grundsätzlich mit allen Sinnen ab.

Handlungsorientierter Unterricht (HU) weist im wesentlichen die folgenden sieben Merkmale auf:

  1. HU ist ganzheitlich mit folgenden Aspekten:
  2. HU ist schüleraktiv, d.h. der Lehrer versucht, den SchülerInnen möglichst wenig vorzukauen und sie möglichst viel selbst erkunden, erproben, entdecken, erörtern, planen und verwerfen zu lassen (Selbsttätigkeit ist die unverzichtbare Voraussetzung für Selbständigkeit).
  3. Im Mittelpunkt des HU steht die Herstellung von Handlungsprodukten (= veröffentlichungsfähige materielle und geistige Ergebnisse der U-arbeit). Mit diesen Produkten können sich die SchülerInnen identifizieren, sie bieten aber auch Gelegenheit für eine von den SchülerInnen selbst getragene Auswertung und Kritik der Unterrichtsarbeit.
  4. HU bemüht sich, die subjektiven SchülerInneninteressen zum Ausgangspunkt der U-arbeit zu machen. HU schafft die Freiräume, in denen sich die SchülerInnen im handelnden Umgang mit neuen Themen und Aufgabenstellungen ihrer Interessen bewusst werden können. Er schafft aber auch das Forum zur Veröffentlichung und Kritik der subjektiven Interessen.
  5. HU beteiligt die SchülerInnen von Anfang an an der Planung, Durchführung und Auswertung des Unterrichts (= der Lehrer kann sich nicht auf Lehrplanvorgaben oder Schulbuch-Themen zurückziehen, sondern muss im offenen Diskurs mit den SchülerInnen umgehen).
  6. HU führt zur Öffnung der Schule:
    1. Öffnung nach innen: SchülerInnen und LehrerInnen gehen aufeinander zu, individuelle Lernwege werden gefördert, fächerübergreifender Unterricht wird ausgeweitet, das Schulleben wird weiterentwickelt.
    2. Öffnung nach außen: SchülerInnen müssen die Schule verlassen können, um alles in Erfahrung zu bringen, was sie für ihr Vorhaben/Projekt wissen müssen; Eltern, Experten, Politiker etc. müssen in den Unterricht kommen können, um dort Rede und Antwort zu stehen und um Kritik an den von den SchülerInnen erarbeiteten Handlungsprodukten zu üben.
  7. Im HU wird versucht, Kopf- und Handarbeit in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen (= es gibt eine den gesamten Lernprozess begleitende dynamische Wechselwirkung zwischen Hand- und Kopfarbeit).

Jank/Meyer nennen mögliche Vor- und Nachteile des Handlungsorientierten Unterrichts aus unterrichtspraktischer Sicht (vgl. Jank, Meyer 1994, S. 368ff.):

danach sind mögliche Vorteile (+):

und mögliche Nachteile (-):