"Lernen"

Themenschwerpunkte

  1. Begriffbestimmung Lernen
  2. Konkurrierende Vorstellungen zu Lernprozessen
  3. Schlussfolgerungen/Zusammenfassung

1. Begriffbestimmung Lernen

2. Konkurrierende Vorstellungen zu Lernprozessen

3. Schlussfolgerungen/Zusammenfassung


  1. Lernen ist als ein zentraler Begriff in der Pädagogik anzusehen. Häufig wird er gleichbedeutend mit dem Erziehungsbegriff gebraucht und ist - im Unterschied zu diesem - gewiss geeignet, jene Prozesse zu erklären, aufgrund derer einerseits die Eingliederung der Menschen in die gesellschaftlich-kulturellen Gegebenheiten und andererseits die Herausbildung ihrer Individualität geschieht.
  2. In dem hier entwickeltem Kontext ist Lernen als ein "Binnenprozess" anzusehen, der sich im Individuum abspielt. Seine phänomenale Gestalt erhält er, indem er nach außen tritt, sich also (..) in Kenntnissen und Fertigkeiten zeigt. Lernen in diesem Verständnis hat daher immer zwei Seiten: eine innere und eine äußere, die in einem interdependenten Zusammenhang stehen.
  3. Von dieser Auffassung her gesehen befinden sich Menschen - solange sie leben - immer im Lernen; dies besagt ja auch der Sozialisationsprozess. Allerdings muss hier schon darauf hingewiesen werden, dass Lernprozesse hinsichtlich ihres Grades an Bewusstheit und Rationalität oder in bezug auf die gesellschaftliche Wertschätzung und Rangordnung der Inhalte und Ziele unterschieden werden können und müssen.
  4. Mit der Bestimmung der Innen-Außen-Interdependenz kann auch festgelegt werden, dass als Lernen nicht jene Prozesse oder Vorgänge, Äußerungen oder Verhaltensweisen bezeichnet werden können, die auf Wachstums- und Reifungsprozesse, auf angeborene Antworttendenzen oder zeitweilige Zustände des menschlichen Organismus wie z.B. Müdigkeit, Drogeneinfluss u.ä. zurückzuführen sind.
  5. Die Skizzierung des Lernbegriffs hat auch gezeigt, dass Lernen einerseits behavioristisch, als von äußeren Gegebenheiten hervorgerufener und steuerbarer Prozess aufgefasst werden kann.
    Andererseits ist eine hermeneutische Position zu erkennen - der zufolge Lernen als ein intrapersonaler Strukturierungs- und Organisationsprozess verstanden wird, der - da er ein spezifisch humaner Prozess ist - sich auch interpersonal, d.h. sozial und kulturell ausdrückt, vice versa von diesen Prozessen beeinflusst wird. Der Mensch wird als Konstrukteur der Wirklichkeit angesehen, der sich als Sachen- und Sinnsucher in Geschichte, Gegenwart und Zukunft - und damit auch seine Welt bzw. seine Beziehung zu ihr - zum Ausdruck bringt.
  6. Die vorgetragenen beiden Grundunterscheidungen des Lernens ruhen auf anthropologischen, gesellschaftspolitischen und philosophischen Interessen und Grundpositionen. Sie bilden die beiden Eckpositionen auf einer breiten Skala, auf der eine Reihe unterschiedlicher Modellvorstellungen vom Lernen entwickelt worden ist.